BERICHT 
ÜBER DIE DEUTSCHE AUFNAHMEPRÜFUNG 1999

Einführung

Jetzt habe ich erst ein heikles Thema gewählt: Es ist gar nicht so einfach, über die Aufnahmeprüfung für den deutschen Zug des Karinthy-Gymnasiums zu berichten, deren Zusammenstellung aufgrund des Lehrbuches "Deutsch aktiv 1B" seit sieben Jahren meine Pflicht ist, und mir immer noch Schwierigkeiten verursachen kann, obwohl ich samt Kollegium unserer Schule die nötige Erfahrung auf dem Gebiet Leistungsmessung (s. Schularbeiten, Jahresendprüfungen, IB-Prüfungen, Abituraufgaben usw.) schon längst haben sollte. Am schlimmsten ist dabei die große Verantwortung, weil es diesmal  nicht nur um Noten oder Papiere geht, sondern um Kinder, deren Schicksal durch den Test unwiderruflich bestimmt wird und um Lehrer, die 4 Jahre lang mit den im Test erfolgreichsten Schülern arbeiten werden.

Seit 1993, als die ersten 17 Schüler den Unterricht in der deutschen Klasse aufnahmen, werden nämlich jedes Jahr - aus einer Vielzahl von Bewerbern auf der Basis einer objektiven Aufnahmeprüfung in Mathe, Ungarisch und Deutsch - die begabtesten 14-jährigen ausgewählt. Die Vorbereitung auf diesen Zug fängt meistens schon ein Jahr früher (Ende September) mit einem Einstufungstest an, womit Schülern der 8. Klasse zum ersten Mal beschieden wird, ob ihre Sprachkenntnisse genügen, den Vorbereitungskurs, der 4 nachmittägliche Deutschstunden pro Woche umfasst, mitzumachen. Sprachlich sehr gute SchülerInnen werden abgeraten, den Sprachkurs zu besuchen. In 60 Stunden versuchen dann meine Kollegen mit der Hilfe des Lehrbuches "Deutsch aktiv 1B", die Wissenslücken zu füllen und die vorhandenen Niveau-Unterschiede auszugleichen. Dabei messen sie auch den Lernfortschritt regelmäßig. Bis zur Aufnahmeprüfung im Februar nehmen am Sprachkurs alle bedürftige Interessenten teil, danach nur diejenigen, die alle drei Prüfungen bestehen konnten und aufgenommen wurden.

Mit diesem Vorgehen wollen wir erreichen, dass die ausgewählten Schüler den erhöhten Anforderungen gerecht werden, insbesondere was den Unterricht in den in deutscher Sprache gehaltenen anderen Fächern angeht. Diese sind Geschichte und Mathematik, die 4 Jahre unterrichtet werden und Geographie, die nach den ersten beiden Jahren von Physik oder Biologie oder Chemie abgelöst wird.

Deutsch, das für unsere SchülerInnen nicht nur eine Fremdsprache, sondern auch die Vermittlungssprache der einzelnen Fächer ist, wird auch in großen Stundenzahlen (8 Stunden pro Woche im ersten Jahr und je 5 Stunden von der 2. Klasse) angeboten, und unterscheidet sich grundsätzlich vom sich mit allgemeinen und alltäglichen Themen beschäftigenden DAF-Unterricht . Unser Interesse liegt in erster Linie an landeskundlichen und literarischen Themen, wobei das in anderen Fächern Erlernte und die selbsterfahrene ungarische Realität als Ausgangspunkt dienen sollen.

Die Deutschkenntnisse der SchülerInnen werden auch in den folgenden 4 Jahren regelmäßig gemessen: Sie müssen am Ende des ersten Jahres eine dem Goethe-Zertifikat ähnliche, am Ende des zweiten eine der ungarischen staatlichen Mittelstufenprüfung entsprechende und am Ende des dritten eine erleichterte Oberstufenprüfung ablegen. In diesen „hausinternen” Prüfungen können sie ihr bisher Gelerntes unter Beweis stellen und auch ihre eigene Leistungsfähigkeit überprüfen. Im siebten Semester haben sie dann die Möglichkeit, an der Prüfung zum Deutschen Sprachdiplom der deutschen Kultusministerkonferenz, Stufe II teilzunehmen. Diese Prüfung wird zentral von Deutschland aus organisiert und wird an vielen Schulen in der ganzen Welt am gleichen Tag angeboten. Das DSD gilt als Nachweis über ausreichende Sprachkenntnisse, wenn man in Deutschland studieren möchte. Schließlich erhalten unsere SchülerInnen mit den besten Abiturnoten 5 und 4 in Deutsch automatisch die ungarische staatliche Oberstufenprüfung.

Um all diese Aufgaben und Pflichten ausführen zu können, müssen die SchülerInnen von Anfang an über solche Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen, die Ihnen ermöglichen, das Tempo halten und dadurch ein entsprechendes sprachliches Niveau rasch erreichen zu können. Deshalb ist es für mich schon bei der Zusammenstellung der jeweiligen Zulassungsprüfung maßgebend, dass sie außer den Gütekriterien (Validität, Reliabilität und Objektivität)  grundsätzlich den auf die Schüler gesetzten Erwartungen meiner Kollegen entsprechen und nicht nur sprachliche Kompetenz (die Fertigkeiten Lesen-Schreiben-(Hören-Sprechen) , Wortschatz und Grammatik), sondern möglichst vielseitig auch kognitive Kompetenz und Lernfähigkeit  messen soll.
 

Beschreibung der Aufnahmeprüfung 1999

Die Probleme unserer Aufnahmeprüfung fangen demnach mit der Gattung an. Es wäre ziemlich schwer, diesen "Test" in die  wissenschaftlich festgelegten drei Grundtypen einzuordnen. Am meisten ähnelt er sich einem Einstufungstest, der in vielen Fällen auch über den Lernfortschritt der einzelnen Schüler/Innen berichten soll, von denen mehr als 60 Prozent an unserem Vorbereitungskurs teilnehmen. Einerseits müssen wir also erfahren, in welchem Maße sie sich entwickelt haben und ob sie die entsprechenden Lernmethoden schon beherrschen, mit deren Hilfe sie noch vorhandene Unterschiede selbst abbauen und mit den sprachlich Besten Schritt halten können. Andererseits wollen wir auch davon Bescheid bekommen, wie gut sie sich in unerwarteten Situationen auskennen, das Erlernte in Erinnerung bringen, kombinieren und kreativ anwenden können. Und nicht zuletzt muss das Kollegium anhand dieser Prüfung feststellen können, welche SchülerInnen die Eingangsvoraussetzungen für den zweisprachigen Zug erfüllen. Am besten könnte ich deshalb diese Aufgabenreihe als eine Art Eignungstest  bezeichnen, weil sie nicht nur Informationen über den jeweiligen Sprachstand oder geistige Qualitäten geben, sondern auch eindeutige Aussagen über zukünftige Leistungen machen soll .

Beim Entwurf dieses Klassifikationstests bin ich davon ausgegangen, dass er ohne großen technischen Aufwand, in kurzer Zeit  gemacht und korrigiert  werden und doch vielerlei ungewöhnliche Aufgaben enthalten soll, die aber durch einen Leitfaden miteinander verbunden sind. (Das waren diesmal der kleine Prinz und Königin Elisabeth, letztes Jahr verschiedene Tiere, vorletztes Jahr Weihnachten, zuvor kleine Kinder usw.) So habe ich mich für eine reine schriftliche Arbeit entschieden, in der statt den im zweisprachigen Unterricht bevorzugten kreativen Aufsätzen  meistens komplexe,  halboffene Aufgaben (Ergänzungsaufgaben, Lückentexte usw.) vorkommen, die die drei Gütekriterien besser erfüllen können.
Wie die Gesamtpunktzahl der Aufnahmeprüfung in Ungarisch bzw. in Mathe beläuft sich auch die der in Deutsch genau auf 100. Davon machen die Punkte für Texterstellung (Aufgaben 3,8,12) 34, die für "spielerische" Aufgaben (1,4,5,9) 24, die für gelenkte sprachliche Reaktionen (10,11) 16 und die für das Fragestellen (7) auch 16 aus. In der Leseverstehensaufgabe (2) müssen wohl nur zwei Zahlen angegeben werden, die aber nach einer langen Rechnerei, deshalb werden 6 Punkte für die richtige Lösung zugeteilt. Dass ich gegen die traditionellen geschlossenen (Richtig/Falsch- bzw. Multiple-Choice-) Aufgaben bin, kann leicht auch an diesem einzigen Test abgelesen werden. Im Gegensatz zu Gage und Berliner, die das Formulieren von Mehrfachwahlitems als eine Kunst bezeichnen , habe ich die Erfahrung, dass man den Ergebnissen, die mit etwas Glück leicht zu schaffen sind, kein Vertrauen schenken darf und in einer so gefährlichen Situation wie die Aufnahmeprüfung wollte ich ja gar kein Risiko eingehen. Aus dem gleichen Grund habe ich auch das kreative Schreiben weglassen müssen. Die einzige offene Aufgabe im Test (6) kann ganz kurz beantwortet werden und wird deshalb nur mit 4 Punkten honoriert.

Obwohl das Ziel mit diesen Inhalten nicht eindeutig das Messen kommunikativer Kompetenz sein durfte, steckte ich so viel Kommunikatives in den Test, wie ich konnte. Die Instruktionen an den Tafeln , die deutschsprachige Fragestellung einerseits, einige direkte Aufgaben (6,10,11) andererseits verlangten von den Schülern Einfühlung und echte Reaktionen auf die Situationen. (Dabei wurden die für sie manchmal zu komplizierten Formulierungen mit einzelnen ungarischen Wörtern (múlt id?ben, szótaglánc) ergänzt. Diese Art Hilfe soll dazu beitragen, dass die beängstigten Kinder bei der Fragestellung nicht in Panik geraten, sondern sich sofort auf das Problem konzentrieren können.) Ich habe ebenfalls alles getan, um die 2 Fertigkeiten Lesen und Schreiben im Gleichgewicht halten zu können, auf gewöhnliche grammatische Aufgaben habe ich aber leichten Herzens verzichtet. In den Aufgaben, wo Grammatik überhaupt gefragt wird (3,7,10,12), sind auch anderen Elementen, Gesichtspunkten  (Leseverstehen, Textkohärenz, Wortschatz, kognitive und kommunikative Kompetenzen) große Wichtigkeit beigemessen.

Desto mehr Wert legte ich dagegen darauf, dass die Kandidaten möglichst viele längere authentische Texte (Aufgabe 2,3,7,8) in die Hand bekommen, um richtig feststellen zu können, ob sie im Gebiet bewandert sind. Nach den Erwartungen ihrer zukünftigen Lehrer müssen sie nämlich mit allerlei Textsorten (der Alltagssprache, Literatur, Wissenschaft, Fachsprache, Medien usw.) recht gut umgehen können. Inhaltlich umfassen die ausgewählten Texte ein breites Feld von der Alltagssprache durch Geschichte und Wirtschaft bis zur Literatur. Was den Umfang betrifft,  machen diese ungefähr die Hälfte aller Aufgaben aus. Sie sind jedoch meiner Absicht nach im Test so verteilt, dass sie nicht gleich aufeinander folgen und so für die SchülerInnen nicht sehr anstrengend sind.

Als Einstieg dient eine spielerische Aufgabe, die wohl große Konzentration braucht, zum Teil aber von jedem leicht gemacht werden kann. Danach kommt ein komplizierter Lesetext mit vielen Begriffen und Daten, zur richtigen Antwort genügt jedoch selektives Lesen. In der dritten Aufgabe muss ein sprachlich einfaches, inhaltlich eindeutiges Gedicht mit den fehlenden Verben ergänzt werden. Dazu wurde ich eigentlich von "Deutsch aktiv" ermutigt, in dem sprachlich-grammatische Probleme oft an literarischen Texten verdeutlicht werden. Darauf folgen drei kurze Aufgaben (4,5,6), die aber erfordern, das Erlernte durch Assoziationen zu aktivieren, fremde Bausteine miteinander zu verbinden bzw. Wissenselemente von eigenem Gesichtspunkt aus vorzutragen. Aufgabe 7 ist die längste und vielleicht anstrengendste von allen. Die Schüler müssen den Text lesen, verstehen, dann das ganze zerlegen und die Satzbausteine bestimmen, schließlich die Fragen richtig formulieren können. Das Schwierigkeitsgrad der einzelnen Fragestellungen schwankt von ganz einfach bis unausführbar. Die nächste Aufgabe (8) ist etwas leichter. Die SchülerInnen kennen die Grundzüge der Textsorte Lebenslauf, die sie in dieser typischen Gedächtnisaufgabe über Königin Elisabeth in die Praxis umsetzen sollen. Erinnerungsvermögen und Kombinationsfähigkeit brauchen sie auch in der "Rio-Aufgabe 9, um ihre landeskundlichen Kenntnisse zum Vorschein bringen zu können. Die nächsten 2 Aufgaben (10,11)  verlangen dagegen die Anwendung sprachlicher Ausdrucksmittel wie Reagieren mit Wunschsätzen oder Beenden von Gedanken. In der letzten Aufgabe (12), die trotz dem Anschein lieber Leseverstehen als Wortschatz messen will, wird  die Interferenz zwischen Ungarisch und Deutsch ausgenützt: Die Kurzsituationen/-erklärungen enthalten Redewendungen, die im Ungarischen auch gebraucht werden und den SchülerInnen deshalb bekannt sein können.
Dieser Test scheint dem Außenstehenden vermutlich ziemlich schwer zu sein, weil die Aufgaben in einer bedrückenden Prüfungssituation ohne sichere Schablonen das ganze Denkvermögen der SchülerInnen bewegen wollen. Sie müssen wirklich viel (besonders Aufgaben 1,4,5,9 aber auch 2,3,7,8,12 oder 6,10,11) nachdenken, konzentrieren, ihr allgemeines Wissen aktivieren, selektieren, logische Zusammenhänge finden, Gedanken abrunden, Texte herstellen, rechnen, spielerische Probleme lösen, Mustern folgen und sogar Fachkenntnisse haben. Ich wollte mit den Prüfungsaufgaben erreichen, dass die Kandidaten alles zeigen, was sie im Kopf haben und sich damit nicht begnügen, was sie in den Deutschstunden gelernt haben.
 

Evaluation der Aufnahmeprüfung 1999

Dieses Jahr haben sich 53 SchülerInnen für den deutschen Zug gemeldet. Der Test wurde von 41 Bewerbern gemacht. Die Statistik in der Anlage beschäftigt sich jedoch nur mit denen, die in Deutsch erfolgreich waren und die Eingangsvoraussetzungen erfüllen konnten. (Die anderen konnten ihre Arbeiten mit 38-49 Punkten zurückbekommen, deshalb standen diese im Zeitpunkt der Datenverarbeitung nicht mehr zur Verfügung.) Von ihnen wurden aufgrund der Gesamtpunktzahl Ungarisch-Mathe-Deutsch 17 SchülerInnen - und nicht unbedingt die Besten der Deutschliste - aufgenommen.

Wie es von den Zahlen abzulesen ist, fanden die SchülerInnen die Aufgaben im allgemeinen nicht schwer. Die Schwierigkeitswerte liegen durchschnittlich zwischen 50 - 80 %. Die meisten Kandidaten haben Punkte an den "spielerisch-logischen" Aufgaben (1,4,5,9), besonders an der sicherlich seltsamen Aufgabe 4 verloren, in die viele SchülerInnen wegen der geringen Punktzahl und der ungewöhnlichen Denkarbeit überhaupt nicht eingingen .  Dass sie daran scheiterten, ist nur schwer zu verstehen, weil die Wortsilbenketten eigentlich in je einem Schritt (ge-nie-re-den-ker, na-tur-ner-ven-til) zu lösen waren. Fast so schwer fanden sie auch Aufgabe 5 mit dem Wert 50 %. Es ist zu bedenken, ob man für diese Art Aufgaben im nächsten Test überhaupt Platz schaffen soll. Die anderen zwei Aufgaben 1 und 9  haben sich dagegen gut (mit 66,4 % bzw.78,5 %) bewährt.
 

Die Aufgaben der Gruppe "Schreiben" (6,10,11) waren mit Schwierigkeitsgrad 66,  79,6 und 56 % viel ausgeglichener, wobei die stark gelenkte Aufgabe10 (mit Behauptungen, worauf mit freien oder aber auch mit transformierten Wunschsätzen reagiert werden konnte) im ganzen Test den Rang der leichtesten Aufgabe erreichte.

Die mit dem Lesen zusammenhängenden Aufgaben 2,7,12 waren im Durchschnitt noch leichter (79, 70,8 und 73,2 % insgesamt 73 %). Die Wirklichkeit ist doch nicht so schön. Bei der Korrektur stellte es sich heraus, dass einige Schüler die Instruktionen an der Tafel übersahen, und statt die Zahlen auszurechnen, zitierten sie bei der Aufgabe 2 einfach aus dem Text. So musste ich meine Messvorstellung revidieren und die Lehre ziehen, dass man den Umgang mit der Aufgabe nicht extra, sondern in der Fragestellung bestimmen soll.  In Aufgabe 7 waren ebenfalls einige Fallen eingebaut, in die viele auch hineingingen. Typische Fehlerquellen waren Punkt 2, 3, 8, 11 und 12. Meistens haben sie den Text richtig verstanden, nur mit der Struktur der Frage waren sie nicht im klaren. (*Von wo bist du gefallen?, *Wen richtete er seine Fragen?, *Wo ist das Ding? usw.) Viele Punkte sind eigentlich auch in der Aufgabe 12 umsonst verloren gegangen. Die Schüler waren wahrscheinlich schon dekonzentrierter als zu Beginn der Arbeit. Sie schrieben z.B. eine Präposition in zwei Lücken ein (besonders auffallend war es bei auf  bzw. aus), verwechselten sie miteinander (auf und aus!) oder verwendeten solche Präpositionen, die überhaupt nicht angegeben waren (wie in bzw. von). Oft konnten sie weder auf Bedeutung, noch auf grammatische Kongruenz mehr acht geben (*... kam er ... wieder im die Beine, *... stehen da wie eine Kuh auf neuen Tor, *Wird jemandem der Boden für den Füßen zu heiß...,  usw.)

Die übrigen zwei Aufgaben (3,8) zog ich mit dem Namen "Texterstellung" zusammen, denn  sie richtig zu lösen, brauchten die SchülerInnen Einfühlung, eigene Erfahrungen, Weltkenntnis aber auch allgemeine und Fachkenntnisse auf dem Gebiet Literatur und Geschichte. Beide Aufgaben schnitten sich gut ab. Sie waren ein bisschen schwieriger (64,7 und 60,4 %), als die Schreib- und Leseaufgaben, können dagegen den besten Korrelationswert  ( stolze 0,88 ) zur Gesamtpunktzahl aufweisen.

Aufgabe 3 schien für die 14-jährigen in erster Linie deshalb schwierig zu sein, weil sie oft nicht wussten, wie frei sie mit einem modernen Gedicht umgehen können. Viele trauten sich z.B. nicht, zweimal das Wort goss anzugeben oder in die Lücke "Er ......... den Zucker In den Milchkaffee" das einfachste tat einzuschreiben. Der Abschluss wurde nur von wenigen richtig gelöst. Die meisten konnten die Intensität des ursprünglichen Gedichts mit dem Wort schlug bzw. weinte nicht wiedergeben. Ich nahm deshalb jede vernünftige Lösung an. (Wie hielt, hob bzw. lief, rannte...)

Andere Probleme tauchten bei Aufgabe 8 auf. In diesem Fall reichte es nicht aus, wenn die SchülerInnen logisch denken konnten, sie mussten dabei auch die österreichisch-ungarische Geschichte kennen. Und obwohl in den letzten Jahren auch bei uns sehr viel über Sissy gesprochen haben, schienen unsere Kandidaten all das überhört zu haben. Sie wussten oft nicht einmal den Namen ihres Gatten, von den Umständen ihres Todes ganz zu schweigen. Und das war oft auch der Fall bei Schülern mit ganz guten Sprachkenntnissen!
 

Zusammenfassung

Zum Schluss kann das Fazit gezogen werden, dass diese Aufnahmeprüfung wahrscheinlich ebenso gut geeignet ist, die besten von den Bewerbern auszuwählen, wie früher die ausgeprobten standardisiert-formellen "staatlichen" Tests waren. (Oder vielleicht noch besser, weil sie nach dem Geschmack des Kollegiums erstellt wurde.) Das wird auch durch die erreichten Punktzahlen der einzelnen SchülerInnen bestätigt.
 
    
      Punktzahl
    1 - 40    40-50   50-60   60-80 80-100
      Schülerzahl (51)        4        19        13       10       5

Aufgrund dieser Punktzahlen hatten also noch 28 Schüler die Chance, in der Zukunft das Karinthy-Gymnasium zu besuchen. Jetzt sind sie nur 17, und leider sind nicht nur die sprachlich Besten geblieben. Diesem Test alleine kommt also keine große Bedeutung zu. Mir hat die Zusammenstellung der Aufgaben Spaß gemacht, und manche BewerberInnen schienen sie auch genossen zu haben...

Frank Gabriella